Es hatte mich schon immer gereizt,
das lichtstärkste Tele, dass es von Canon je gab:
Das 200mm 1.8L USM

Es wurde bis etwa 1993 gebaut und dann eingestellt, als die bleihaltigen Gläser verboten wurden.
Mir war es bisher einfach zu nahe am 300 2,8L um die 3000€ dafür zu investieren. Zudem hat es ja auch keinen IS, was die Flexibilität einschränkt. Aber 2013 gab es dann ein Angebot mit einem guten Preis - der hatte allerdings auch seinen Grund: Das Objektiv hatte ein paar Beschädigungen:
- Macken aussen (ok das haben fast alle)
- Bajonett sieht verbraucht aus (auch nichts ungewöhnliches)
- Klemmschraube der Geli kaputt (gibts nicht mehr als Ersatzteil)
- Vorne unter dem Gummi einiges abgebrochen (aua aua!)
- Gummiabdeckung auf der Stativschelle fehlt
- und wie ich später noch festgestellt habe: leichter Frontfokus
Da der Preis gepasst hat und ich mir die Reparatur zugetraut habe, habe ich es gekauft, und so sah es aus:

Um den Staub raus zu bekommen habe ich es erstmal in der Mitte durchgesägt
Da das Gummi als Ersatzteil nicht mehr lieferbar ist, habe ich aus einem anderen Stück etwas passendes heraus geschnitten.
Danach gleich mal die ganzen Lackschäden mit dem richtigen Farbton ausgebessert.
Dann an die Großbaustelle, der Ring war gleich an zwei Stellen gebrochen. Ich hatte mir überlegt ihn komplett abzusägen und ein Drehteil drauf zu kleben. Aber dann kam ich zum Schluss, dass es doch stabiler ist wenn man möglichst viel originale Substanz erhält.
Im ersten Schritt wurde erstmal alles abgefeilt was angerissen und nicht mehr stabil war. Dazu noch die Stirnseiten keilförmig gefeilt, damit eine möglichst große Klebefläche entsteht.
Es lässt sich übrigens wunderbar an einem 10.000DM Objektiv vorne herumfeilen, es besteht aus Alu-Feinguss.
Dann musste passender Ersatz her. 1,5mm dickes Alublech passend gesägt.
Schließlich noch die Bohrmaschine zur Fräsmaschine umfunktioniert, da musste ja noch eine Nut rein.
Die Klemmschraube der Geli hat ein ganz tolles Gewinde: M11x0,75. Dafür gibts keine Reparaturgewinde, und es wäre schwer gewesen die da rein zu bekommen. Also musste ein Schraube von Nikon herhalten, und in den Block wurde ein dazu passendes M6 Gewinde eingesetzt. Funktioniert tadellos, nur die Nikon-Schraube erkennt der Fachmann als Unterschied wenn er genau hinsieht.
Dann war da noch ein leichter Frontfokus der mich gestört hat. Wurde durch umlöten der Lötbrücken korrigiert.
Und dann war da noch das Bajonett. Es sah ziemlich verrammelt aus. Aber Ersatz gibt es nicht mehr. Die Ersatzteilnummer sagt, dass es an allen alten Supertele das selbe Bajonett ist. Also könnte man versuchen ein anderes altes Supertele billig zu bekommen um dort das Bajonett zu klauen. Schnapsidee.
Aber da ist mir noch etwas eingefallen: Der alte 2x Extender Version I. Die Ersatzteilnummer ist sehr nahe an der die gebraucht wird. Also einen günstigen alten Extender mit gutem Bajonett gesucht und demontiert. Die erste in Augenscheinnahme sah sehr gut aus. Das passt!
Die Sache hat nur den einen Haken, dass beim 200er das schwarze Innenteil mit 3 Schrauben gehalten wird, und beim Extender wird es nur geclipst. Die Löcher für die Schrauben fehlen natürlich und müssen nachträglich gebohrt werden.
Erster Test und abschließende Montage. Sehr schön!
Besitzer alter Supertele dürfen wieder hoffen.
Und so sieht das Ergebnis aus, neuer Lack, neues Gummi, Geli hält wieder, Ring repariert, und der Fokus passt jetzt genau. Ein Tag Arbeit - hat sich aber sehr gelohnt.
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