Das "Kondom"

Da hat man nun ein 600L und fragt sich wie man es am besten beim Transport schützen kann. Der mitgelieferte Koffer wiegt ja selbst schon 8kg und ist zudem sehr sperrig.

Zu den meisten Objektiven wird ja ein Lederköcher mitgeliefert, was lag also näher als sich selbst einen zu nähen, den man auch umhängen kann.

Hier das Ergebnis, genäht aus Leder für Autositze, war ganz günstig, aber drei Abende Arbeit. Vorallem auch deswegen weil ich eine perfekte Passform haben wollte und der Köcher daher aus sechs Lederstücken besteht.

Ist ein echt praktisches Teil, allerdings ist mir nach einem halben Jahr Erfahrung doch etwas besseres eingefallen.
Denn ich brauchte etwas das auch vor Regen schützt während dem Fotografieren. Gleichzeitig sollte es auch polstern und als Tarnung dienen.

Nach ein paar Tagen mit der Idee im Hinterkopf kam mir der geniale Einfall mit der Bundeswehr Zeltplane. Die ist sehr robust, grün, und Regenfest (naja wie man es nimmt, ich hab ja schon drunter gezeltet. Imprägnieren sollte man schon). Dazu war das Teil auchnoch billig, eine gebrauchte gibts für 6€ beim Outdoorladen. Zum Glück waren bei der hier nur zwei Flicken drin die ich umgehen konnte.
Ein alts Handtuch dient dann als Polster.
Also das Objektiv wiedermal vermessen, Skizze anfertigen, auf den Stoff übertragen.
Danach ausschneiden, Ränder umstecken. Innenteile und Futter zuschneiden.
An der Nähmaschine wird man auch fit mit der Zeit. :-)
Die grosse Abdeckkappe für vorne war noch recht einfach zu nähen. Meine Mutter meinte sie hätte es jedenfalls nicht hinbekommen.
Die kleine Kappe für hinten war jedoch nicht unter die Maschine zu bekommen, dort musste ich den Rand von Hand annähen. Mit einer Zange auchnoch, da der Stoff sehr sehr fest ist und man normale Stecknadel auch nur mit Hilfe eines kleinen Hammers durch bekommt.
Nach zwei Abenden, 2m² Zeltplane, 2m Klettband, einem halben Handtuch, und einer ganzen Rolle Nähgarn sieht es dann so aus.

Aus dem rotem L-Ring wurde ein grüner DO-Ring *g* Den Scharfschützenaufnäher fand ich übrigens ganz witzig, und wenn man schonmal bei so einem Händler bestellt nimmt man das gleich mit.

So wie das Objektiv jetzt da steht kann man es also einsetzen, Wetterfest, vor Kratzern etc geschützt und getarnt.

Eine besondere Herausforderung war übrigens die Umstellmöglichkeit auf Hochformat. Daher musste ein Schlitz in den Bezug, allerdings sollte der auch wieder verschliessbar sein. Klettverschluss und ein extra Aufnäher machen es möglich. So kommt man dann auch gut an die Öhsen für den Gurt.

Und hier mal fertig aufgebaut. Für das Stativ habe ich auchnoch was genäht. Die silberne Lackierung ist nämlich sehr auffällig und zudem will ich das teure Gitzo 1505 vor Kratzern schützen.

Zusätzlich gibts da zwischen den Beinen noch eine Tasche zum ablegen des Telekonverters.

So sieht allerdings die Version II des Tarnbezugs für das alte 600er aus.
(habe mir inzwischen ja ein neues gekauft, siehe unten)
Das alte 600er hat einen komplett neuen Bezug bekommen der aus lauter einzelnen Ringen zusammen genäht ist und es erlaubt die Stativschelle um 360° zu drehen. Ausserdem kann man jetzt die Geli abnehmen und den Bereich vom Fokusring lässt sich auch entkleiden.
Daneben das selbe nochmal für das 300er, mit abgenommener Fokusringhüller. Fokusieren kann man allerdings auch mit verstecktem Fokusring, da sein Tarnbezug nur drum herum gelegt wird und sich mitdrehen lässt.

Tarnung im Zoo ist doch Quatsch!

- behaupten selbsternannte Experten nur all zu gerne. Und wenn man sie frägt ob gewisse Tiere vor ihrem Supertele keine Angst haben stellt sich immerwieder heraus, dass selbiges überhaupt nicht vorhanden ist.
Das schlimme an der Sache ist, dass diese neunmal Klugen zum Teil auch noch Recht haben. Denn Raubtiere lassen sich überhaupt nicht von grossen Objektiven beeindrucken.
Ganz anders sieht das schon bei Fluchttieren wie Wild oder Vögeln aus. Diese reagieren selbst in Gefangenschaft empfindlich auf alles ungewöhnliche. Vorallem Greifvögel haben Angst vor grossen, hellen Gegenständen die sie nicht kennen. Selbst auf glänzende Stative reagieren sie mit Skepsis. Nicht umsonst ist die Benutzung von Stativen bei der Falknerei Guttenberg nicht erlaubt.
Es gibt also sehr wohl gute Gründe ein Supertele optisch unauffälliger zu machen. Es muss nicht unbedingt Flecktarn sein, aber von der Preis-Leistung her gesehen gibt es nichts besseres.

Hier sehen wir das neue
600mm 4,0L IS USM
im Tarnbezug.
Die Bauform stellte meine Nähkünste wiedermal vor neue Herausforderungen, die Form ist gegenüber der alten Version schon merklich anspruchsvoller mit dem Stoff zu überziehen.

Vorallem der Fokusring machte es mir nicht einfach, da er drei unterschiedliche Durchmesser hat, die alle mit einem einzigen abnehmbaren Stück verkleidet werden wollen.
Detailansicht der Stativschelle, natürlich lässt sich das Objektiv auch hier um 360° Drehen.
...ein schöner Rücken...
... und ein Bauch...
und hier noch ein kleines Making-of
2009: Es ist ein 400mm 2,8L IS dazu gekommen, dies wurde natürlich ebenfalls passend Verpackt.
www.zoo-fotografie.de