Zoo-Tour 2007 Österreich

Geplant ist eine Tour bei der ich alle grossen Zoos in Österreich besuchen möchte, und nebenbei auchnoch das Land im wahrsten Sinn des Wortes erfahren will.

1. Tag
Nachdem ich um 7 Uhr endlich aus dem Bett gerollt bin kanns endlich losgehen. Ganz erstaunlich was bei dem Benz alles in den Kofferraum gepasst hat, 8 Flaschen Wasser, Tarnzelt, grosses Stativ, grosser Campingstuhl, kleiner Campingstuhl, Beachrolly, Loewepro Supertrekker, Loewepro Phototrekker, zwei Reisetaschen und natürlich das 600L. Lederjacke und Notebook landen auf dem Rücksitz.
Es ist Juli 2007 und die A8 ist eine einzige Katastrophe. Ohne Verkehr wären die Baustellen ja kein Problem, aber ums kurz zu machen: mein Fuss war wohl länger auf der Bremse als auf dem Gas. Was bei einem Automat garnichtmal übertrieben ist. Daimler versuchte meine Nerven vor München jedenfalls zu schonen, da sagte die nette Navi-Dame plötzlich "Die Route wird aufgrund aktueller Verkehrsinformationen neu berechnet" und so hat sie mich ein Stück Stau schön auf einer Nebenstrecke umfahren lassen.

Die erste Station, Salzburg, habe ich dochnoch sehr cool erreicht und bekam gleich beim Aussteigen eine von der Hitze geknallt. Schön wenn man eine gute Klimaanlage hat, blöd wenn man bei 32°C aussteigen muss. Von der Ausstattung ist die Unterkunft eigentlich ganz ok. Alles relativ neu in diesem Kolpinghaus hier, und sauber. Aber ein Fernseher fehlt. Immerhin bekomme ich mit DVB-T was auf mein Notebook. Den verbleibenden halben Tag habe ich zur Stadtbesichtigung genutzt, Salzburg darf man ruhig mal gesehen haben. Ich bin von der Unterkunft in die Altstadt und dann bis zur Burg hoch marschiert. Rundum acht Stunden unterwegs gewesen und ich denke ich habe genug gesehen.

2. Tag: Der erste Zoo stand auf dem Programm, der Salzburger. Der schlängelt sich an einer steilen Felswand entlang an welchen die Gehege nebeneinander angelegt sind. Nach hinten steigen die Gehege im 45 Gradwinkel an, was der Einsehbarkeit sehr zu gute kommt. Der Zoo ist ziemlich konservativ gestaltet, aber teilweise ganz schön gemacht. Hervorzuheben ist vorallem das Pumapäärchen, Pumas sind sehr selten in Zoos in Europa. Ausserdem gibt es noch einen Jaguar-Schwärzling in einem Gehege, welches auch das Fotografieren einigermaßen zulässt. Diese Kombination findet sich ja nicht all zu oft. Die Gehege von Gepard, Braunbär, Nashorn/Zebra sind auch schön gross und ohne Gitter zu fotografieren

Die Fahrt nach Wien gestaltete sich recht entspannt. Ohne Tempomat hätte ich es wohl nicht überlebt, dieses irrsinnige Tempolimit auf gute befahrbaren Strecken hält doch kein Mensch aus. Ich habe auf der Strecke einen Verbrauchsrekord von 5,6L pro 100km aufgestellt *gähn*. Aber was auf der Autobahn unterdrückt wird lässt der Wiener dafür wieder in der Stadt raus, so kommt es mir jedenfalls vor. Hier wird gerast als ob es um einen Pokal ginge. Das Hotel finde ich in einer heruntergekommenen Gegend, garnichtmal so weit vom Zentrum weg. Und das Hotel passt von aussen super in die Gegend.
Diesen "Franzens Hof" würde ich aber umbenennen in "Schottenhof" oder "Knausers Hof". Das ist echt der Knaller, das muss man erlebt haben. Das Zimmer ist zu recht ein Einzelzimmer. Es ist 1,5m breit und 3,5m lang. Darin stehen ein Bett mit Stahlfedern die besser massieren aus ein Nagelbrett vom Fakir, ein Kleiderschrank und Schreibtisch. Sollte man sich hier umdrehen wollen empfehle ich rückwärt bis auf den Gang raus zu gehen und sich dann dort zu wenden. Aber vorsicht, Nachts ist es dunkel! Das ganze Haus ist mit Zeitrelais vollgestopft die das Licht nach 30sek wieder abschalten, Strom sparen! Ok, die Toilette ist auf dem Flur, was solls damit kann man leben, Seife gibts dort aber keine. Die Dusche ist auch auf dem Flur. Allerdings ein Stockwerk tiefer! Hat man sie gefunden, ist dort abgeschlossen, Schlüssel gibts an der Rezeption im Erdgeschoss. Also in Badeschlappen jedes Mal vor und nach dem Duschen durch das ganze Haus watscheln. So hält man Gäste vom teuren Duschen ab. Achja, Handtücher gibts nur nach Lust und Laune. Endlich die scheiss Tür offen, findet man dort drinnen eine Badewanne, keine Dusche. Der Duschschlauch ist zu kurz um sich das Ding über den Kopf zu halten aufhängen kann man ihn gleich garnicht. Die Temperatureinstellung erfolgt mittels einer binären Mischbatterie, d.h. es geht entweder nur ganz heiss oder kalt. Shampoo gibts grosszügigerweise auch, in der 3-Liter-Sparflasche, dafür aber keinen Duschvorhang etc - mir egal, ich muss nicht putzen. Mittendrin geht auchnoch das Licht aus, wir wissen ja warum. Das Frühstück ist toll, ich glaube die Brötchen sind von gestern. O-Saft gibts nicht, der Kostet 2,60€ extra. Danke dass das die Luft wenigstens umsonst ist!
Abends hatte ich mein TV auf Stand-by geschaltet, sogar das hat die Putze gemerkt und ihn ganz ausgemacht. Neben dem Aufzug hängt ein Schild, dass das Treppenlaufen ja so gesund ist, und vorallem in dem hellen Treppenhaus so schön! Meine Fresse muss der Lift einen Stromverbrauch haben. Ich glaube der wird meistens eh abgeschaltet um Strom zu sparen.

3. Tag: Die Nachttischschublade die immer von alleine auffährt habe ich mit dem Telefonkabel zugebunden. Das ist so ein altes, grünes Telefon mit Wählscheibe, wie man sie noch bis 1985 hatte. Immerhin das finde ich cool. Ich habe beschissen geschlafen, vor dem Fenster randalierten irgendwelche Deppen mit einer Blechdose.
Zu Fuss gehts Richtung Prater, ich wollte schon immer mal mit diesem Riesenrad fahren. 8€, ganzschön saftig, aber das mache ich schliesslich nur einmal im Leben. Naja, war auch alles sehr unspektakulär, aber ich bin mal mitgefahren. Danach gehts Richtung Innenstadt, dummerweise geht das alles schneller von statten als ursprünglich geplant. Ich habe alles wichtige gesehen und gehe aufgrund von Zeitüberschuss noch ins Naturhistorische Museum. Am meisten beeindruckte mich die nautische Sammlung. Nach einem original Kaiserschmarren vor dem Rathaus gehts wieder in das Hotel des Schreckens. Unterwegs begene ich auf einem kleinen Volksfest noch zwei alten Flaktürmen, sehr beeindruckende Bauwerke.

4. Tag: Ich habe besser geschlafen, das lag daran, dass ich auf der Decke geschlafen habe. Die dämpfte die Stahlfedern bequem ab. Da ich nun schon in einem Tag genug von Wien gesehen habe beschliesse ich dem Zoo zwei Tage zu widmen, er wurde mir ja schonmal von einem anderem Fotografen empfohlen. Der Wiener Zoo nennt sich selbst "Der schönste Zoo der Welt". Wer diesen Spruch entwickelt hat scheint noch nicht gross rumgekommen zu sein. Der Zoo steckt voller Stilbrüche was die Gehege angeht, zum Fotografieren nicht unbedingt erste Wahl, aber immerhin bekomme ich auch hier ein paar schöne Bilder auf den Sensor.

5. Tag: Beim Kacken ist mir jetzt 4 mal das Licht ausgeschaltet worden, beinahe hätte ich an der Schüssel vorbei geschossen, Gruss an die Putzfrau! Aber es ist nochmal alles gut gegangen, genauso wie am Benz, der Stern ist noch drauf. Ich hatte hier so viele abgebrochene gesehen. Nochmal in den Zoo, und dann endlich raus aus Wien. Nachdem ich ein paar nette Bilder eingesackt habe gehts wieder los, ohne Navi wäre ich komplett aufgeschmissen, das Comand ist wirklich Gold wert. Die neue Pension ist toll, die Gastgeber sehr nett. Dusche, Toilette, TV, Kühlschrank und Herd im Zimmer, und das alles für 26€, da kann man nicht meckern.
Der Knaller an diesem Tag kommt erst wenns ums Bier geht. Erster Anlauf in einer Weinstube fehlgeschlagen, kein Bier verfügbar. Im nächsten Laden der innen noch wie 1965 aussieht bekomme ich zwar mein Bier, aber der Junior-Wirt wünscht, dass ich hier kein Notebook aufbaue. Obwohl ich allein in der Kneipe hocke, die anderen Gäste sind auf der Terrasse. So ein Depp, wahrscheinlich hat er Angst vor der Strahlung. Naja, der wird schon wissen wie man Kunden wirbt.

6. Tag: Ich habe mir vorgenommen die Bienenfresserkolonie zu finden, südlich von Weiden am See soll sie sein. So ziehe ich zu Fuss los, immer am See entlang, einen Seitenweg rein und weiter und weiter. Ich finde die zwei Aussichtshäuschen die auf der Karte eingezeichnet sind, aber keine Bienenfresser. Und da war ich schon 3 Stunden unterwegs. Zum Glück weis ich, dass sie in Sandwänden brüten, von weitem kann ich nämlich eine sehen. Ich beschliesse noch bis dorthin zu gehen, es sollten ca 2km sein. Illegalerweise mitten durch einen Weinberg getrampelt, die Trauben sind schon ganz gut. Und glück gehabt, hier ist die berühmt Kolonie. Aber nirgends ausgeschildert, scheinbar soll dieser Ort möglichst geheim gehalten werden. Drei Stunden hatte ich noch Zeit zum Fotografieren, 1200mm sind pflicht. Meine Schuhe gehören seit der Kletterei an diesem Berg jetzt endgültig zum alten Eisen, mehr Sand innen als aussen. Und neue Schienbeine brauche ich auch, die alten sind voller Kratzer von dem ganzen Dornengestrüp hier. Dann wird es zu dunkel und es fängt an zu regnen, in einem Gewitter gehts den ganzen Weg wieder zurück. Später messe ich 20km nach, die ich an diesem Tag mit über 30kg Gepäck abgelatscht habe. Diese Nacht hab ich ganz gut geschlafen.
7. Tag: Heute fahre ich mit dem Auto zu der Kolonie, dort muss ich feststellen, dass der einzige Zufahrtsweg mit Fahrverbot ausgeschildert ist. Kein Problem, ich fahre hintenherum dran, ich muss nur wieder durch einen anderen Weinberg trampeln, aber parke dafür legal. An diesem Tag scheint wenigstens die Sonne, aber es geht ein extrem starker Wind, die Vögel sind sehr schwer im Flug zu treffen. Der Wind blässt mir dauernd Sand in die Augen, in der Geli vom 600er hat sich Zeitweise ein Schnapsglas voll Sand gesammelt. Aber dann klappen dochnoch 2-3 gute Fotos, darunter auch ein Knaller.
Und ab in die Steiermark, das grüne Herz Österreichs, wie sie selbst für sich werben. Die Pension liegt auch mitten in einem Märchenwald, die Tannen sind bestimmt 20m hoch. Das hat mich der Routenplanung eh schon verwirrt, dieser Ort hat scheinbar eine Ausdehnung wie eine Grossstadt, aber besteht nur aus sehr zerstreut liegenden Häuser-Häufchen. Neben der Pension gibts noch zwei Häuser und die Kirche, die nächsten Häuser sind erst 500m weiter.

8. Tag: Nicht weit entfernt liegt der Zoo Herberstein, und im Nachhinein kann ich schon vorwegnehmen, dass dies der beste Zoo für Fotografen in Österreich ist. Vorallem die Gepardenanlage ist sehr gross und die Fütterung mittels Seilbahn gibt einem auch mal die Chance die Tiere in voller Fahrt einzufangen. Und dann gibt es noch viele weitere sehr schön gemachte Gehege wie z.b. von Timberwolf und Polarwolf. Rundum wirklich der schönste Zoo Österreichs, das einzige was ihm fehlt sind Dickhäuter - mir fehlten sie jedenfalls nicht.
Am Abend gehts quer durch den Alpenstaat wieder nach Norden, nach Wels. Wie halten das die Österreicher eigentlich auf den Autobahnen hier aus? Ohne Tempomat würde ich dauernd zu schnell fahren. Die Strassen sind frei, breit, und in gutem Zustand.
Was jetzt kommt ist die schlimmste aller Pensionen auf der ganzen Tour. Zu allererst weis man garnichtmehr, dass ich reserviert habe. Ok, aber ich bekomme ein Zimmer. Das ganze Haus ist dreckig, und es stinkt überall nach Rauch. Die Gemeinschaftsdusche ist wie ein Supermarkt, hier kann man sich alles holen! Und was zum lachen gibts auch hier: Zwei Duschköpfe in der Einmanndusche, und beide funktionieren. Wer hat sich den Quatsch ausgedacht und eingebaut? Das Essen war übrigens scheisse, und das Bier auch, das habe ich nichtmal ausgetrunken. Es gibt einen Fernseher auf dem Zimmer, aber der kann nirgendwo angeschlossen werden *prost* DVB-T richtets mal wieder. Ich versuche zwar zu schlafen, geht aber schwer, denn so ein Depp irgendwo in diesem Haus hat einen funktionierenden Fernseher auf voller Lautstärke laufen. Ich wache um halb vier nochmal davon auf, bin aber zu faul mich zu beschweren und schlafe wieder ein.

9. Tag: Nichts wie raus aus dem Theresienhof, weg von diesem Sumpf. Der Zoo Schmiding ist nicht weit, und die grösste begehbare Voliaire für Greifvögel muss ich ja mal gesehen haben. Nunja, so der Knaller ist das Ding jetzt auch nicht, dann lieber sowas wie in Berlin, dort hatte ich bessere Bilder gemacht. Nebenan hat sich ein Nordhornvogel in mich verliebt, der kommt immer auf mich zu gehüpft wenn er mich entdeckt und lässt sich kraulen. Beim dritten mal bringt er mit sogar ein Büschel Nistmaterial mit.
Es gibt junge Servale hier, die sind ganz verspielt, so wie man das von jungen Katzen eben kennt, und haben auch so eine raue Zunge wenn sie einem den Zeigefinger durchs Gitter ablecken. Rundum nichts weltbewegendes in diesem Zoo, aber wer auf Papageien steht wird hier glücklich, und nebenbei gibts hier auchnoch Krokodile und Gorillas, was sonst nichtmehr in Österreich findet.
Nachmittags wartet El Benzo schon auf dem Parkplatz, er will wieder nach Deutschland fahren, endlich wieder schneller als 120! Hachja, das ist wieder was ganz anderes, aber die Freude währt nicht all zu lange, schon sind wir wieder in Tirol, in Innsbruck. Die Unterkunft hier ist auch ganz in Ordnung, gefuttert habe ich sicherheitshalber schon unterwegs im Mc-Doof. Und da noch etwas Zeit war habe ich den Text bis hierher verfasst.
oben: Blick aus der Pension Paula auf Innsbruck und auf El Benzo ;-)
unten: Stau auf dem Fernpass

10. Tag: Überraschenderweise lag meine Pension nur 200m vom Zoo entfernt in der gleichen Strasse. Und wer vor dem Innsbrucker Zoo parken möchte sollte recht früh kommen, es gibt dort nur ca 30 Parkplätze. Fotografisch gesehen ist der Zoo wirklich arm. Zwar gibt es hier teilweise recht schöne Gehege, aber diese werden durch richtig dicke Gitter wieder zu nichte gemacht. Der Alpenzoo ist auf sehr engen Raum an einen Berg gebaut, und es ist schon interessant den Pflegern zuzuschauen wie sie ihren Traktor vor- und rückwärts durch die Serpentinen balancieren müssen weil dieser dort nicht um die Kurven kommt. Es gibt wohl auch keinen anderen Zoo in dem man einen Höhenunterschied von 100m zu Fuss erlaufen kann.

Zurück nach Deutschland ging es über den Fernpass, die Strcke hätte auch ganz schön sein können wenn sich nicht der ganze Verkehr hier gestaut hätte. Und ist man dann wieder ganz froh einen Drehmomentwandler anstatt einer Kupplung zwischen Motor und Getriebe zu haben. Das ständige Anfahren am Berg hätte wohl ordentlich Kupplungsbelag gekostet. Und über deutsche Autobahnen kam ich dann zum Schluss noch ganz gut Zuhause an. Fazit: 2050km gefahren, 40GB an Bildern mitgebracht, davon ca 70 Bilder vorzeigbar.

Die letzten Fotos auf dem Fernpass